Mittwoch, 10. April 2013

Sich mit Neuem anfreunden ist ein lohnendes Investment






Um zum Tourscout bei der Überwindung von Innovationsbarrieren zu werden, lohnt es sich zu üben und zum intimen Kenner ähnlicher Erfahrungen und Prozesse zu werden. Wird beispielsweise ein neues Musikstück in die Playlist einer Radiostation aufgenommen, ist folgender Effekt zu beobachen: Gefällt einem das Stück schon beim ersten Mal hören, kann man daraus folgern, dass nur eine kurzfristige Karriere als „Hit“ zu erwarten ist. Braucht man jedoch mehr als fünfmaliges Hören, bis man die Musik zu mögen beginnt, kann man daraus auf die Möglichkeit schließen, dass diese es zum Longseller schafft und eines Tages als Schritt in der Musikgeschichte angesehen wird. Wirklich gute Nummern gefallen nie beim ersten Mal - sie sind nämlich innovativ. Die Schwelle vor dem Genießenkönnen markiert die Möglichkeit großer Bedeutung, beweist diese jedoch nicht. Die Ablehnung neuer Musik kann schließlich auch die Folge ihrer nachhaltigen Ungenießbarkeit sein.

Parallel zur prinzipiellen Anfangs-Ablehnung des Neuen zeigt sich hier ein zweiter Effekt im Prozess der Akzeptanzbildung: Je höher die Schwelle war, die überwunden werden musste, um so stärker fällt das Erfolgserlebnis aus. Wer die Disziplin aufbringt, gegen das anfängliche Unbehagen seine Aufmerksamkeit beim Neuen zu halten, wird belohnt mit Intensität und tiefer Verankerung des Erschließungs-Erlebnisses. Begeisterung für und Bindung an das Neue wachsen mit dem Neuheitsgrad, gerade weil dieser einen so hohen Eintrittspreis gefordert hat, der sich schließlich als lohnend erwies. Nicht nur Neues hervorzubringen ist ein Investment, auch Neues akzeptieren zu lernen ist ein Investment, das sich erst später, dann aber oft doppelt lohnt.

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